20 Jahre Alexander-Technik-Schule Berlin: Ein Gespräch zwischen Jörg Aßhoff und Petra Pachaly

Aktuell hat die Alexander-Technik-Schule Berlin, die vor 20 Jahren gegründet wurde, 12 Studierende, 4 AssistenzlehrerInnen und ein Netzwerk regelmäßiger Gastlehrenden aus dem In- und Ausland. Unterrichtet wird in der Somatischen Akademie am Paul-Linke Ufer: ein schöner, großer Raum mit vielen Fenstern und Blick über die Dächer. Es ist ein lebendiger Ort, manchmal kommen auch Babies oder Hunde. Einmal im Jahr trifft sich Jörgs Schule seit vielen Jahren mit der Schule von Aranka Fortwängler aus Freiburg. Das Schultreffen heißt: “Connect” – sich verbinden.

Heute treffe ich Jörg in einem Eiscafé in Berlin Kreuzberg. Das Jubiläum ist ein Grund zu feiern und mehr darüber zu erfahren: Wie war das am Anfang, als er die Schule gegründet hat? Wie hat sie sich entwickelt? Was ist ihm wichtig? Was motiviert ihn, über diese lange Zeit als Ausbilder zu arbeiten? Gibt es Pläne für die Zukunft?

Petra: “Wie hat es damals angefangen?”
Jörg: “Ich habe in meiner 3-Zimmer Wohnung in Kreuzberg mit der Schule angefangen. Ich hatte eigentlich ganz andere Pläne. Jetzt waren da 2 Studierende und ich. Wir waren aber selten zu dritt, fast immer kam noch jemand dazu, GastlehrerInnen oder Gäste, die das Ganze lebendiger gemacht haben. Ein Jahr später waren es 5 Studierende, danach hatten wir immer um die 10 Studierende.”

Petra: “Was bedeutet Erfolg für dich? “
Jörg: “Erfolg ist mir wichtig und den lese ich an der Freude der Studierenden und auch der sogenannten “Lehrenden” ab. Es ist mir wichtig, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der wir Freude haben, miteinander lernen und uns weiterentwickeln. Ich freue mich auch, dass wir mit der Schule dazu beitragen, Alexander-Technik in der Welt zu verbreiten. Wir bilden in Berlin viele internationale Studierende aus, die manchmal nach Abschluss z.B. in Zypern, Portugal, Norwegen, Slowenien, Japan, Australien, oder Südkorea unterrichten.”

Petra: “Sich jeden Tag auf ́s Neue zu motivieren stelle ich mir nicht einfach vor. Hat deine Zen Erfahrung dir dabei geholfen?”
Jörg: “Ja, unter anderem die Disziplin. Die Arbeit zu machen. Man muss den Motor zum Laufen bringen, jeden Tag auf ́s Neue. Wenn ich mit jemandem arbeite, passiert das. Du kannst dich nicht hängen lassen, sonst wird es sehr anstrengend. Heute sag ich mir: Ich mach ́s einfach und gehe los, das wäre früher anders gewesen.”

Petra: “Welchen Rat hättest du dir früher gegeben?”
Jörg: “Cool bleiben. Ich habe mir früher zu viele Sorgen gemacht. Alexander-Technik, die Routine, die tägliche Arbeit, die Form hat mir sehr dabei geholfen, ruhiger und gelassener zu werden.”

Petra: “Was ist dir bei der Ausbildung wichtig?”
Jörg: “Die Schule ist zu gleichen Teilen geprägt von der Lehre F.M.Alexanders, von der Gemeinschaft und von den Individuen. Ich finde es wichtig, auf die einzelnen Menschen einzugehen, sie als Ganzes zu erfassen und sie in ein prozesshaftes Umwandeln ganz mit einzubeziehen. Jeder Mensch hat etwas zu bieten. Das Gesunden des Menschen ist mir wichtiger als das Ergebnis, die Rolle oder Position, die jemand danach hat. Ich bin pragmatischer geworden und möchte Menschen befähigen, die Prinzipien der Alexander-Technik auch wirklich in ihrem Leben anzuwenden.

Ich war früher Schauspieler und sehe die Schule gern als eine Art Performance. Das gibt mir Energie. Die Gäste sind das Publikum, das in die ‘Vorstellung” miteingebunden wird. Es gibt eine genaue Choreografie, das Stück läuft auf etwas hinaus, gleichzeitig ist da viel Spielraum, viel Improvisation möglich, je nach Tagesverfassung und “Wetterlage” und je nachdem wie die Gruppe zusammengesetzt ist… Jeder spielt eine Rolle. Ab und zu gibt es GastspielerInnen oder die Rollen werden gewechselt oder neu besetzt. Jede(r) muss sich einbringen. Nur beobachten geht nicht oder stundenlang in einem Buch lesen. So ist jeder Tag ein neuer, ein guter Tag…

Die Schule ist ein Ort an dem wir über essentielle Dinge sprechen können. Themen, die im Alltag schnell unter die Räder kommen. In der Gruppe lernen wir die Themen, Meinungen und natürlich die originalen Ideen von F.M. Alexander zum Ausdruck zu bringen und sie gleichzeitig mit allen abzugleichen.

Beim Unterrichten setze ich mehr auf die Basics und vermeide die Vermischung mit anderen Methoden. In der Hinsicht bin ich klarer und bestimmter als früher. Warum? Besonders weil es sehr gut funktioniert, weil es effektiv und kraftvoll ist. Die Studierenden kommen ja auch, um die Alexander-Technik zu erlernen.

Petra: “Was sind die Pläne mit der Schule für die Zukunft?”
Jörg: “Da ist eine Einrichtung, die Menschen glücklich macht, das ist mir viel wert. Und ich wünsche mir, dass sie mit all ihren lebendigen sozialen Beziehungen bestehen bleibt. Sie sollte nicht von mir allein abhängig sein. Ich möchte Voraussetzungen schaffen, dass es weitergeht.

Petra: “Was wünscht du dir?”
Joerg: “Ich wünsche mir, dass alle, die an der Ausbildung in irgendeiner Form beteiligt sind oder waren, zufrieden und vielleicht sogar glücklich damit sein können.


Und, dass wir noch besser lernen, dass die “Arbeit” über persönlichen Wünschen und Ansichten steht.”

Ich möchte mich bei denen bedanken, die all die Jahre geholfen haben, die Schule zu einem lebendigen Ort zu machen, besonders bei meinen kontinuierlichen PartnerInnen Petra v.Ondarza, Uli Bitter und Aranka Fortwängler und meinem im Laufe der Jahre wechselnden Team, insbesondere Ralf Hiemisch, Matthias Graefen, Sibylle Gfellner und Teresa Wiesehöfer und bei allen weiteren LehrerInnen, die die Schule und mich über viele Jahre unterstützt haben. Insbesondere möchte ich Wilfried Hanefeld für seinen Beistand, vor allem in den ersten Jahren der Schule und bei meinen beiden langjährigen Lehrern und Mentoren Shmuel Nelken und Shaike Hermelin bedanken.
Wir haben und hatten viel Freude mit unseren Partnerschulen von Aranka Fortwängler (Freiburg), Agnès de Brunhoff (Paris) und Tamar Sarfati (Rouen).


Ich darf auf eine aufregende, intensive und sehr schöne Zeit zurückblicken…
Mein Wunsch für mich ist es, beweglich zu bleiben.”

Danke Jörg für diesen persönlichen Einblick und alles Gute!

https://alexander-technik-schule.de/ Gäste sind herzlich willkommen!

 

Jörg Aßhoff, Gründer und Ausbildungsleiter Alexander-Technik-Schule Berlin

Petra Pachaly, Assistentin Alexander-Technik-Schule Berlin

Bitte Smartphone drehen device rotate