Grundzüge der Alexander-Technik

F.M.Alexander und seine Arbeit

Die Alexander-Technik hat in hundert Jahren unzählige Erfahrungen gesammelt und viele Wege beschritten, von denen sich manche auch als Irrwege herausstellten. Da sie sich immer an konkrete Menschen in individuellen Lebenssituationen richtet, ist ihre Anwendung nicht exakt festgelegt und vorgeschrieben, sondern immer situationsgemäß. Dadurch unterscheidet sie sich auch von reinen Leibesübungsprogrammen, standardisierter “Körperarbeit“ und anderen “Techniken“ der Körperertüchtigung. F.M. Alexander hat sich selbst als “educator“ verstanden, als Erzieher, der sich an den ganzen Menschen wendet und seine Aufgabe darin sieht, einen bereits im Gang befindlichen biografischen Prozess – dem Leben – eine günstigere Richtung zu geben. Die Alexander-Technik versucht, die bislang unausgeschöpften Potentiale eines Menschen zu erwecken. So wenig sie dabei mechanisch vorgehen kann, so wenig verfährt sie willkürlich. Ihr Erfolg hängt wesentlich ab von der Anwendung der von Alexander entdeckten und immer wieder erprobten Prinzipien, die dem individuellen Lernprozess Struktur und Richtung geben:

1. Selbstwahrnehmung – was mache ich falsch?

Meistens sind es lokale Schmerzen oder Funktionsstörungen, die uns auf komplexere Fehlentwicklungen hinweisen. Mit der Alexander-Technik lernen wir, diesen nachzuspüren und Zusammenhänge wahrzunehmen, die uns vorher nicht bewusst waren. Wir lernen, wie wir gehen, stehen oder sitzen. Wir erfahren mehr über die Art und Weise unserer Bewegungen und vor allem: welche unnötigen oder sogar schädlichen Angewohnheiten unser Körperverhalten bestimmen.
Das Körperbewusstsein erwacht schrittweise. Die Wahrnehmungsschulung unter der Anleitung des Lehrers hat es immer wieder mit hartnäckigen Sinnestäuschungen zu tun, die sich im Laufe eines intensiven Lernprozesses auflösen.

2. Entwöhnung – was lasse ich weg?

Viele Bewegungsmuster, die wir für “ganz normal“ halten, Haltungen, die man uns als “richtig“ beigebracht hat, Körperreaktionen, die wir von anderen übernommen haben, erweisen sich bei genauerem Nachspüren als Ursache von folgenreichen Verspannungen und Verkrampfungen. Was tun? Erst mal nichts, sagt der Alexanderlehrer. Der natürliche Instinkt, das Problem sofort “abstellen“ zu wollen, macht die Sache meist noch schlimmer. Um das Verspannungsmuster zu lösen, ist Innehalten hilfreicher als Aktivismus. Wir müssen lernen, unsere automatisierten Reaktionen anzuhalten, um unwillkürliche Verkrampfungen und das häufige “Sich-Zusammenziehen“ zu verhindern. Der Lehrer sucht mit dem Schüler danach, das “Falsche“ wegzulassen, wodurch sich das Richtige von selbst zeigen kann.

3. Neuausrichtung – wo gehe ich hin?

Je mehr sich das Körperbewusstsein des Schülers entwickelt, desto besser kann er seine Aufmerksamkeit lenken. Mit verbalen und manuellen Impulsen regt der Lehrer zentrale Stellen, den Hals, Kopf und Rücken an, in das gewünschte Verhältnis miteinander zu kommen. Der gesamte Organismus wird neu “informiert“, damit er schrittweise in die richtige Richtung gehen kann. Mit Direktiven wie „der Kopf zeigt nach vorne und oben“, „den Hals frei sein lassen“, „den Rücken lang und breit sein lassen“, wird der gewünschte Bewegungsablauf ins Bewußtsein vertieft. Unvertraute Sinneserfahrungen, die die Gewohnheit als “falsch“ ablehnt, werden nach und nach als angenehm und günstig erfahren. Das Ergebnis: unsere Bewegungen werden ausgewogener und natürlicher. Das Leben kommt wieder zu sich selbst.

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